Sprachentwicklungsverzögerungen
Zurück zu den StörungsbildernEs handelt sich um eine sprachliche Auffälligkeit bei Kindern. Dyslalien gehören dazu, aber vor allem eine Verzögerung oder Störung des Grammatik- und Wortschatzerwebs:
- Die Kinder sind sprachmelodisch auffällig, betonen alle Silben eines Wortes gleich und unterscheiden Silbenlängen nicht.
- Die Kinder bilden mit 3 Jahren noch keine vollständigen Sätze. Sie verwenden für das, was sie mitteilen wollen, nur ein einzelnes Wort, oder reihen zwei bis drei Wörter (meist Hauptwörter und Hinweiswörter) aneinander, z.B.: „Mama Ball da“.
- Das Wissen über den Aufbau von Haupt- und Nebensätzen. So wird häufig das Tätigkeitswort (Verb) im Hauptsatz an das Satzende gebracht: „Puppe Semmel esst“, statt: „guck mal, die Puppe isst eine Semmel“
- Mehrzahlendungen werden nicht erworben oder bleiben fehlerhaft.
- Die Verwendung von bestimmten Artikeln (der, die, das): z.B. „der Pferd“ für „das Pferd“. Artikel können auch weggelassen, durch einen einzelnen Laut, der meist wie ein kurzes „ä“ klingt, oder durch „de“ ersetzt werden
- Die Verwendung von Präpositionen (in, auf, unter, neben, hinter, ...), z.B.: „oben den Schrank“, statt: „auf dem(den) Schrank“. Präpositionen können auch teilweise oder ganz wegelassen werde
- Endungen bei Tätigkeitswörtern können verändert sein, oder weggelassen werden, z.B.: „iche Semmel ess“, statt: „ich esse eine Semmel“
- Auch Vorsilben können weggelassen oder vertauscht werden, z.B.: „geletzt“ für „verletzt“, „letzt“ für „verletzt“, „hab´ich macht“ für „hab´ich gemacht“;
- Der Wortschatz kann zu klein sein. Normal sind bei einem vier- bis fünfjährigen Kind ca. 2000 Wörter. Spätestens bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres sollte ein Kind mindestens 50 Wörter sprechen. Kinder die diese „50-Wort-Schwelle“ – nach der das Wörterlernen dann explosionsartig zunimmt, weil ganzheitliches Wörterlernen aufhört und das ableiten abstrakter Regeln beginnt – später erreichen, sind auffällig! Selbst wenn sich Kinder „nur“ als sprachliche Spätentwickler entpuppen, die dann ganz schnell noch alles aufholen, haben sie statistisch betrachtet ein höheres Risiko später auch beim Schreiben- und Lesenlernen auffällig zu werden.
Diese Auffälligkeiten können nicht nur das eigene Sprechen betreffen, sondern auch das Sprachverstehen. Die Kinder können dann der Erwachsenensprache die nötigen sprachstrukturellen und inhaltlichen Informationen nicht entnehmen.
Einige der Abweichungen von der Erwachsenensprache jedoch können als „normaler“ Bestandteil der Kindersprachentwicklung auftreten und sind, wie einige phonologische Prozesse (s.o. unter „Dyslalie“) auch, Zeichen eines kreativen Umganges mit Sprache und des Regelerwerbs. Kinder lernen dabei, wie Sprache funktioniert. Ziel ist dabei aber immer die Annäherung an die Mutter- oder Umgebungssprache.
Abweichungen von dieser Zielsprache gelten dann als auffällig, wenn sie nicht mehr zum Alter des Kindes oder seiner Gesamtentwicklung – dazu gehören auch Bewegungskoordination und geistige Fähigkeiten – passen.
Kommunikative Auffälligkeiten können eine Störung der Sprachentwicklung begleiten. Dazu gehören unter anderem:
- der Blickkontakt kann gar nicht hergestellt werden, ist nur sehr flüchtig, an der Bezugsperson vorbei, oder „durch sie hindurch“
- das Spielverhalten bleibt auf einem ganz einfachen Niveau
- das Hantieren mit Gegenständen ist wichtig, ohne dass das Spiel zu einem sinnvollen Ziel geführt werden kann
- die im Spiel verwendeten Gegenstände sind immer das, was sie sind, sie können keine andere Bedeutung und Funktion zugesprochen bekommen
- Spielhandlungen bleiben über lange Zeit einförmig und können nicht verändert werden
- Regeln nicht einhalten können
Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen
Sprachentwicklungsauffälligkeiten nehmen zu. Die Ursachen dafür sind sicher vielfältig. Neben dem Einfluss elektronischer Kommunikationsmedien, unserem eigenen Umgang mit Sprache und der Überlastung der Umwelt mit Höreindrücken wird auch der Einfluss der zunehmenden Armut auf die Elterngeneration diskutiert.
Behandlungsziele:
- Erreichen einer altersgemäßen sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und eines entsprechenden Wortschatzes